Vor allem die Liebe zu Menschen
Interview mit Eugen und Christian
Ihr seid beide erfolgreich in der Berliner und Brandenburger Kulturszene unterwegs: Du, Eugen, Chorleiter, Vocalist und Gesangspädagoge, und Du Christian, Autor, Sprecher und Kulturarbeiter. Was treibt Euch an in der Zusammenarbeit mit den Heimatsounds?
Eugen: Zunächst einmal sind Heimatsounds für mich eine Familie geworden, die ich nicht mehr
missen möchte. An jedem Sonntagabend kann ich mich auf die neue Woche freuen, weil sie
montags mit Heimatsounds beginnt, mit all den vertrauten und lieben Gesichtern, mit all
ihren Freuden und Sorgen und mit schöner Musik aus der ganzen Welt. Heimatsounds lassen
sich nicht gut mit den gängigen Begriffen wie “Chor”, “Ensemble” oder “Band” beschreiben. Wir
sind eine enge Gemeinschaft, auch eine Wertegemeinschaft, die miteinander gerne Musik
macht. Wir sind sehr bunt und vielfältig und gleichzeitig gibt es Überzeugungen, die uns
zueinander bringen, allen voran die Liebe zu Menschen, die Offenheit und die Neugierde auf
das, was man noch nicht kennt.
Christian: Es ist ganz klar der Wunsch nach einer Gemeinschaft. Ich habe damals Kulturarbeit studiert, um zu lernen, wie ich Menschen verbinden kann. Wie kann ich die Voraussetzungen schaffen, damit sich Menschen wohlfühlen, um sich zu begegnen, um sich zu verbinden, um sich zu stärken? Die Gemeinschaft Heimatsounds ist eine in sich starke Einheit, die sich gesellschaftlichen Herausforderungen stellt und Lösungsideen entwickelt. So haben wir z.B. 2022 eine große Benefizveranstaltung für den Frieden in der Ukraine organisiert und über 8.000 € Spenden gesammelt. Die Gemeinschaft hat sich klar gegen den Angriffskrieg und für die humanitäre Hilfe in der Ukraine eingesetzt. Diese Energie im Miteinander, die Herzlichkeit untereinander herrscht, und die Menschenliebe sind es, die mich so stark an die Heimatsounds bindet.
Stört es Euch, wenn die Heimatsounds Euch Mama und Papa nennen?
Eugen: Im Gegenteil, ich freue mich darüber. Natürlich muss eine Gruppe strukturiert werden
und es braucht Menschen, die Verantwortung übernehmen. Ich bin letztlich auch für das
künstlerische Endergebnis verantwortlich, aber die Liebe und das Gemeinwohl der
Heimatsounds-Familie stehen an erster Stelle. Die Eltern haben das große Ganze liebevoll im
Blick.
Christian: Ich bin total gern Papa von den vielen tollen Kindern aus aller Welt. Es gibt noch unseren Opa und unsere Tanten. Wie in einer Großfamilie übernimmt jede und jeder Verantwortung für die anderen. Wir achten aufeinander, unterstützen uns, weinen und lachen miteinander. Wir halten uns und die Geschehnisse in der Welt aus und sind kritisch miteinander. Ich bin zwar Papa mit koordinativen Aufgaben für die Gemeinschaft, aber auch mal das Kind, das gern spielt.
Was hat sich in den neun Jahren seit der Gründung getan?
Eugen: Oh, das waren sehr intensive Jahre! Am Anfang waren es noch etwas lose Gruppen mit
Menschen aus unterschiedlichen Ländern, z.T. ohne deutsche und
englische Sprachkenntnisse und mit sehr unterschiedlich ausgeprägter Musikalität. Inzwischen
ist die Fluktuation ist deutlich zurückgegangen. Wir sind
weiterhin offen für neue Mitglieder und gleichzeitig haben wir einen
stabilen Gruppenkern. Institutionell haben wir neben unserem Heimatort, dem Waschhaus in
der Schiffbauergasse, in „Soziale Stadt ProPotsdam gGmbH“ einen wichtigen Partner
dazugewonnen, der uns bei allen Ideen und Projekten tatkräftig unterstützt. Musikalisch haben
wir uns demokratisiert und verbessert: Jedes Gruppenmitglied übernimmt mittlerweile auch
solistische Parts am Mikrofon, wir haben eine feste Band, einen festen Chor und
unterschiedliche Gruppenverantwortlichkeiten in der Probe. Und das musikalische Ergebnis
kann sich auch sehen und vor allem hören lassen!
Christian: Seit der Gründung im September 2016 hat sich die Kulturlandschaft Potsdams um viele interkulturelle Projekte erweitert. Dennoch sind wir mit unserem soziokulturellen Ansatz einzigartig geblieben: Damit, die Musik und das Ausprobieren und Erlernen, Gefühle und Musik zusammen zu bringen und aufzuführen. Seit 2016 sind aus Fremden Freundinnen und Freunde geworden, hat sich eine Art Familie, eine bunte Gemeinschaft entwickelt. Wir haben rund 50 Konzerte gespielt, haben die Corona-Pandemie durchgestanden und stehen nun vor neuen Herausforderungen, wie den aktuellen finanziellen Kürzungen im Kulturbereich.
Und was habt Ihr noch vor mit den Heimatsounds?
Eugen: Wir wollen weiter wachsen, zusammenwachsen als Familie und gleichzeitig
unsere Liebe, Gemeinschaft und Überzeugungen auch nach außen in die Welt tragen
Wir haben uns in den letzten Jahren ausführlich mit den Themen „Heimat“, „Identität“
und „Frieden“ beschäftigt und wollen da weiter dran bleiben. Außerdem träumen wir davon,
internationale Länderabende zu veranstalten, weil wir das Gefühl haben,
musikalisch, kulinarisch und menschlich gute Expertise dafür zu haben und weil wir Potsdam
gerne bunt sehen wollen.
Christian: Gemeinsam träumen wir von den Heimatsounds als einem Ort, an dem Menschen ankommen können, an dem sie sich aufgehoben fühlen, sich ausleben und erleben können. Unsere wöchentlichen Proben und Konzerte bieten dafür einen Raum. Unser Traum ist es, in den kommenden Jahren ein interkulturelles Kulturhaus aufzubauen: das Heimathaus. Wir träumen von einem internationalen Café, von Länderabenden, von Arabischen Jam Sessions, von Frieden, Freude und Herzlichkeit.
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Heimatsounds klingt wie nah sein in der Ferne